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ENERGIEAUTARKIE ALS ZIEL

Energieautarke Gebäude sind gross im Kommen. Im Idealfall ist keine Zufuhr von Energie nötig und das Gebäude kann im Gegenteil sogar Strom ins Netz einspeisen. Bei einem Neubau sind diese Ideen relativ einfach umzusetzen. Aber es geht auch bei Sanierungen, wie Marco Bachofner betont.

Als Teamleiter Heizung und Energieberater Gebäude FA kennt Marco Bachofner die Materie à fond. Er berät Kunden in Bezug auf den Energiebedarf und die Energie-Einsparmöglichkeiten bei Gebäuden. «Natürlich baut man kein Haus ohne einen Stromanschluss, man möchte ja für alle Fälle gewappnet sein», sagt er. Aber eigentlich würde der Begriff der Autarkie durchaus implizieren, dass eine energietechnische Insellösung vorliegt.

Die ideale Kombination

Mit dem Ziel einer möglichst hohen Autarkie kombiniert man mit Vorteil die Stromproduktion per Photovoltaik mit einer Wärmepumpen-Heizung. «Die Produktion der PV-Anlage reicht typischerweise im Sommer bei weitem, so dass der Überschuss ins Netz eingespeist werden kann; im Winter hingegen muss öfter Strom bezogen werden», sagt Marco Bachofner. Obwohl heute die Möglichkeit besteht, Energie mit modularen Akkus bzw. Batterien zu speichern, kann es sein, dass das nicht ganz ausreicht. «Der Grund ist nicht zuletzt darin zu suchen, dass eine Wärmepumpe mit Strom betrieben wird und im Winter eine grössere Leistungsaufnahme hat.» Dabei kommen in unserer Region mehrheitlich Luft-Wasser-Wärmepumpen zum Einsatz, da nicht überall Erdsonden eingesetzt werden können, um Grundwasserwärme zu nutzen. «Aber die heutigen Luft-Wasser-Anlagen sind ausserordentlich effizient», führt Marco Bachofner weiter aus, «zudem kann der von der PV-Anlage produzierte Strom auch durch Elektroheizeinsätze in Pufferspeichern oder Boilern gespeichert werden.» Thermische Solaranlagen spielen in unserer Region eher eine untergeordnete Rolle, da sie im Winter weniger effizient genutzt werden können. Sie können aber je nach Anlage eine gute Ergänzung sein.

Wärmedämmung

Das Thema Wärmedämmung steht bei Neubauten meist nicht im Vordergrund, da diese heutzutage bereits sehr gut gedämmt sind. Um aber ein komplett autarkes Gebäude zu realisieren, müssen die Dämmwerte dennoch verbessert werden. Dazu stehen hervorragende Dämmstoffe zur Verfügung, idealerweise biologisch abbaubare; und auch moderne Fenster weisen zum Vornherein eine super Wärmeschutzverglasung auf. «Wenn es hingegen darum geht, ein Gebäude in Richtung Autarkie zu sanieren, dann ist Wärmedämmung ein sehr wichtiges Thema», führt Marco Bachofner weiter aus. «Das geht sehr wohl, aber in diesem Fall muss man wirklich das ganze Gebäude in den Blick nehmen und von Grund auf neu denken.»

«Unter dem Strich stehen für viele Eigentümer nicht die Einsparungen im Zentrum, sondern das gute Gefühl, etwas zum Klimaschutz beizutragen.»

Das Haus Gosteli

Als Beispiel nennt er die Sanierung eines Einfamilienhauses in Lyss. Der Eigentümer, Daniel Gosteli, wollte einen möglichst hohen Grad an energetischer Unabhängigkeit erreichen. «Zu diesem Zweck hat das Gebäude eine komplett neue Hülle erhalten», führt Bachofner aus. «Die vorhandenen Heizkörper wurden von der Bauherrschaft demontiert, anschliessend haben wir eine Fussbodenheizung installiert. Die bestehende Ölheizung wurde durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt und den Strom produziert eine PV-Anlage auf dem Dach.» Das Ergebnis dieser Sanierung lässt sich sehen. Zwar braucht man insgesamt rund 15 % mehr Strom als früher, spart aber auf der anderen Seite rund 1700 Liter Öl. Die installierte Solarstromanlage produzierte im Jahr 2020 insgesamt 10 259 kWh, von denen im Sommer 5050 kWh ins Netz eingespeist wurden, während im Winter 5593 kWh bezogen wurden. «Unter dem Strich stehen für viele Eigentümer allerdings nicht die Einsparungen im Zentrum, sondern das gute Gefühl, etwas zum Klimaschutz beizutragen», weiss Marco Bachofner.