Immer mal wieder kursieren in den Medien Nachrichten, gemäss denen es mit unserem Trinkwasser nicht zum Besten steht. «Legionellen» sind ein besonders häufiges Stichwort. Benjamin Schneider, Teamleiter Sanitär bei Pärli, zum Thema Trinkwasserhygiene.
Herr Schneider, inwiefern betrifft Pärli das Thema Trinkwasserhygiene?
Benjamin Schneider: Das betrifft uns sehr direkt! Gerade letzten Herbst hat der SVGW, der Schweizer Verband des Gas- und Wasserfachs, neue Richtlinien herausgegeben, und sie sind sehr streng.
Ist denn nicht der Versorger, also in Biel etwa der ESB, verantwortlich für die Trinkwasserqualität?
Doch, aber eben nur bis zum Hausanschluss. Ab da ist es der Hauseigentümer bzw. der Betreiber. In unserer Verantwortung liegt es, ihm das Leitungssystem in einwandfreiem Zustand zu übergeben. Dies sicherzustellen, beginnt schon bei der Planung.
Was bedeutet das konkret?
Wir müssen sicherstellen, dass das Wasser im Speicher mindestens 60 Grad warm ist und dass es bei den Entnahmestellen immer noch mindestens 50 Grad hat. Diese Temperaturen haben mit den Legionellen zu tun, die sich oberhalb von 50 Grad nicht mehr vermehren können und ab 60 absterben. Aber diese Temperaturen zu gewährleisten, kann zur Challenge werden, wenn die Ausstossstellen zu weit auseinanderliegen; dann muss man unter Umständen zusätzliche Steigleitungen einplanen. Ausserdem muss so geplant werden, dass Stagnation vermieden wird.
Was bedeutet Stagnation in diesem Zusammenhang?
Dass es kein stehendes Wasser gibt. Wasser, auch Kaltwasser, sollte nicht länger als 72 Stunden lang stehen. Das muss in der Planung berücksichtigt werden, aber beispielsweise auch, wenn man von den Ferien zurückkommt. Dann sollte man sowohl kaltes wie warmes Wasser einen Moment fliessen lassen – bis beide die erforderliche Temperatur haben. Die 72-Stunden-Regel gilt auch bei der bergabe eines Gebäudes.
Sie füllen das System erst kurz bevor das Gebäude bezogen wird?
Richtig, und vorher muss es mit Luft «abgedrückt» werden, wie wir sagen. Wegen dieser neuen Regelung musste Pärli neue zertifizierte Geräte anschaffen.
Und wenn etwas schief geht?
Wenn beispielsweise ein Labor Legionellen nachweist, muss man geeignete Massnahmen ergreifen. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit einer Desinfektions-Einspritzung.
Legionellen sind eine Bakterienart, welche die so genannte Legionärskrankheit auslösen kann. Durch das Einatmen von bakterienhaltigen Wassertröpfchen, etwa beim Duschen, wegen Luftbefeuchtern, Rasensprengern oder Whirlpools kann es zur Infektion kommen. Beim Trinken von legionellenhaltigem Wasser besteht für Personen mit intaktem Immunsystem hingegen keinerlei Gesundheitsgefahr.