Inzwischen ist es bezogen worden, das neue Gebäude der GF an der Roger-Federer-Allee. Eine Parzellenfläche von 22’848 Quadratmetern, welche die GF im Baurecht von der Stadt Biel übernommen hat, bietet Platz für 450 Arbeitsplätze. Der neue Standort bündelt die Schweizer Fräs und Laserproduktion der Division GF Machining Solutions an einem Ort.
Die Strategie
Mit dem Neubau verfolgt GF gleich mehrere Ziele: Man will mit einer zeitgerechten Infrastruktur in attraktiven Marktsegmenten – nicht zuletzt im Bereich Industrie 4.0 – wachsen, die Produktivität, Wertschöpfung und Verfügbarkeit erhöhen und dabei den Trumpf Swiss Quality ausspielen sowie durch Kreativität und Innovation die Schaffung von Hightech-Produkten fördern. Zu diesem Zweck soll das hochmoderne Werk als attraktiver Arbeitsort die besten Ingenieurstalente anziehen.
Der Spatenstich für das neue Innovations- und Produktionszentrum des Georg Fischer Konzerns fand am 8. März 2017 statt. Die Fabrik ist Teil der Division Machining Solutions. In diesem Bereich ist GF einer der weltweit führenden Anbieter von Komplettlösungen für den Werkzeug- und Formenbau sowie für die Herstellung von Präzisionsteilen. Die Division betreibt weitere Produktionsstätten in Schweden und China und betreut Kunden aus Luft- und Raumfahrt, Energieerzeugung, Automobilbau, Medizinaltechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnologie in über 50 Ländern. Von den CHF 4’572 Mio. Gesamtumsatz* des Unternehmens im Jahr 2018 erwirtschaftete die Division GF Machining Solutions 23 Prozent.
Standort Schweiz
Mit dem Bau des Zentrums gibt der Konzern ein klares Statement zum Wirtschaftsstandort Schweiz und insbesondere zu unserer Region ab; er konzentriert damit die drei bisherigen Standorte in Nidau, Ipsach und Luterbach. Die Dimensionen sind eindrücklich: Gemäss Einladung zum Grand Opening beträgt die Produktions- und Montagefläche 13’000 Quadratmeter. Hinzu kommen 4’200 m2 Bürofläche. Dazu kommt ein riesiger Showroom, der von der Roger-Federer-Allee aus einsehbar ist (vgl. Interview mit dem Architekten Nik Liechti). Die gesamten Investitionskosten von GF belaufen sich auf rund 80 Mio. Franken. Unter anderem durch Wärmerückgewinnung ist das neue Werk auf minimalen Energieverbrauch ausgelegt.
Mit dem Kauf einer Mühle für die Kupferschmelzerei und die Entwicklung neuer Legierungen beginnt 1802 in Schaffhausen die Geschichte der GF. Es folgen stetiges Wachstum und erste Schritte ins Ausland, später die Übernahme verschiedener Unternehmen, so 1988 die Charmilles Technologies SA und 1996 die Agie SA. Im Jahr 2000 übernimmt GF AgieCharmilles den Produktbereich Fräsmaschinen der Mikron und stärkt damit die führende Position im Werkzeug- und Formenbau. Heute beschäftigt die GF Holding mit den drei Divisionen Casting Solutions, Piping Systems und Machining Solutions weltweit insgesamt rund 15’000 Mitarbeitende.
«Ein gutes Raumgefühl vermitteln»
GLS Architekten zeichnen verantwortlich für die Gestaltung und den Entwurf des neuen GF-Gebäudes. Im Interview erzählt Nik Liechti von den Anforderungen und von der Zusammenarbeit mit Pärli.
Nik Liechti, wie sind Sie zu diesem Mandat gekommen?
«Es handelte sich um ein Direktmandat. Wir waren von Anfang an im Team der Totalunternehmung HRS Real Estate dabei. Ausgewählt wurden wir sicher aufgrund unserer langjährigen Planungserfahrungen bei der Agie Charmilles und bei der Mikron in Nidau. Wir kannten die Firma und deren Bedürfnisse. Wir waren mit den Faktoren wie Bodenlasten, Schwingungsanforderungen oder Raumklima bereits vertraut. Ausserdem hatten wir mit der HRS Real Estate ein Referenzprojekt in der unmittelbaren Nachbarschaft erfolgreich realisiert: die Tissot Arena. Weitere Faktoren wie unsere Fähigkeit, auf Kundenbedürfnisse einzugehen, spielten sicher auch eine Rolle.»
Wie seid ihr vorgegangen?
«Wir starteten mit einem halben Jahr der Analyse der auf die Benutzer abgestimmten Produktionsprozesse. Beim Entwurf war uns wichtig, dass die zentrale Montagehalle, wir nennen sie ‹Kathedrale der Produktion›, ein gutes Raumgefühl vermittelt und sich zur Roger-Federer-Allee orientiert. Für das Erdgeschoss haben wir deshalb raumhohe Schaufenster wie für Verkaufsgeschäfte vorgeschlagen. Das rund 180 Meter lange und 100 Meter breite Gebäude hat drei Geschosse und bietet spektakuläre Durchblicke. Im Untergeschoss sind Lager, Technikräume, Garderoben und Parkmöglichkeiten untergebracht. Ein Hochregallager erreicht vom Untergeschoss bis unter die Dachebene eine Höhe von 19 Metern. Der Kopfbau besteht wiederum aus einem dreigeschossigen Bürotrakt. Von den Meeting-Räumen aus können Besucher direkt auf die Montage und Produktion blicken.»
Was waren für Sie die wichtigsten
Herausforderungen?
«Bei einem Industriebetrieb mit so hohen Nutzlasten ist die Tragstruktur immer ein zentrales Thema. Um die hohen Präzisionsanforderungen der Produktion einzuhalten, mussten nahezu schwingungsfreie Bodenbeläge erstellt werden. Die massiven Stahlbetondecken können einen Nutzlast von 150 kg/m2 aufnehmen. Aber auch das Raumklima mussten wir im Auge behalten, in den über 4 Meter hohen Büros ebenso wie in der Montagehalle, wo es gilt, für den Produktionsprozess minimale Klimaschwankungen im Griff zu behalten. Die Produktionsstätte entspricht strengsten Energieeffizienzstandards. Durch die Wärmerückgewinnung aus dem Betriebsablauf und entsprechende Baustandards lässt sich der Energieverbrauch auf ein Minimum reduzieren. Last but not least war es uns wichtig, die Arbeiten der verschiedenen Gewerke mit den funktionalen und architektonischen Ansprüchen in Einklang zu bringen. Pärli hat hier einen wichtigen Beitrag geleistet.
Wie und für welche Aufgaben kam
Pärli denn ins Spiel?
«Die Wahl der Unternehmer wird durch die Totalunternehmung in Absprache mit der Bauherrschaft und den Planern vorgenommen. Dass Pärli für die Sanitärinstallationen ausgewählt wurde, ist sicher auf den guten Ruf bezüglich Preis und Verlässlichkeit zurückzuführen. Zudem hatten ja auch sie mit der Tissot-Arena eine hervorragende Referenz. Bei unseren eigenen Projekten ist Pärli ebenfalls immer auf der Unternehmerliste. Sowohl bei kleinen wie auch grossen Projekten machen wir bezüglich Preis-Leistung, Terminen und Qualität stets gute Erfahrungen mit ihnen. Auch auf Stufe Planung leistet Pärli gute Arbeit. Wir sind froh, wenn sie in Sachen digitaler Haustechnik dranbleiben und uns mit den neuesten Entwicklungen aufdatieren. Was mir besonders gefällt: Pärli-Mitarbeitende denken mit, übernehmen Verantwortung und respektieren bei der Umsetzung architektonische und gestalterische Anliegen. Wir können Pärli jedenfalls mit gutem Gewissen empfehlen.»
Das Unternehmen wurde 1999 gegründet und hat seither über 500 Projekte bearbeitet. Die Bauwerke zeichnen sich durch entwerferische und konstruktive Präzision, ökologisches Bewusstsein und hohe Design-Qualität aus. Nach der Swiss Tennis Academy und der Tissot-Arena ist der GF-Neubau ein weiteres Grossprojekt im Bözingenmoos-West. Nik Liechti ist seit 2011 Inhaber und Geschäftsleiter.