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Nachfolgeregelung

Für uns kam nur eine interne Regelung in Frage

Wie inzwischen allgemein bekannt, ist bei der Pärli AG die Ära Pasche-Wüthrich nach 20 Jahren zu Ende gegangen. Neu wird das Unternehmen von Daniel Wüthrich zusammen mit der HR- und Finanzchefin Gabi Kilchenmann, dem Chef Kundendienst René von Büren und dem Leiter Heizung, Marco Bachofner geführt. Im grossen Interview erzählen die Beteiligten, wie es dazu kam, was das für sie als jeweilige Person bedeutet und wieso dieser Führungswechsel auch und gerade für Kontinuität steht.

Daniel Wüthrich, die Pensionierung Ihres langjähriger Compagnons Michel Pasche ist der Hauptgrund für diesen Wechsel, richtig?

Daniel Wüthrich: Das stimmt grundsätzlich, ja. Er ist aber keineswegs von der Bildfläche verschwunden. Michel arbeitet weiterhin zu 60 Prozent für uns als Berater und stellt uns sein Netzwerk zur Verfügung. Entscheidend ist, dass er seine Aktien an drei unserer verdienten Mitarbeitenden verkauft hat.

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Sie haben sich für diesen Schritt extern beraten lassen. Haben Sie verschiedene Optionen geprüft? Sie hätten die Firma ja auch einfach verkaufen können.

Daniel Wüthrich: Das stand nie zur Diskussion. Für uns kam von Beginn weg nur eine interne Lösung in Frage. Und dafür war René gesetzt, wir hatten ihn seinerzeit bereits mit diesem Hintergedanken angestellt.

«René war gesetzt, wir hatten ihn schon mit diesem Hintergedanken angestellt.»

Daniel Wüthrich
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Wussten Sie das, René von Büren?

René von Büren: Als ich 2018 zu Pärli stiess, war mir bewusst, dass Führungsaufgaben anstanden, dass ich in der Geschäftsleitung Einsitz nehmen würde. Es folgte dann auch der Schritt in den Verwaltungsrat. Als es jetzt darum ging, Mitinhaber zu werden, war das schon nochmal etwas Anderes, was ich auch mit meiner Frau besprechen musste. Aber für mich war klar, dass ich diese Chance packen will. Und ebenso sicher war ich, dass ich das nicht alleine machen wollte, insbesondere langfristig, in Hinblick auf eine Pensionierung von Daniel. Ausserdem bin ich sowieso eher Teamplayer. Und da war für mich völlig klar, wen ich an meiner Seite haben möchte. Gabi, die dem Unternehmen derart lange angehört und es vor- und rückwärts auswendig kennt, und Marco, der von Beginn weg einen top Job gemacht hat; zudem kommt mit ihm auch eine andere Generation ins Spiel.

Daniel Wüthrich: Für so eine Kollektivführung müssen ja auch die Persönlichkeiten von Typ her passen, und da waren wir eben sicher, dass das aufgeht.

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Um gleich bei Ihnen einzuhaken, Marco Bachofner: Wir hatten mit Ihnen im Kundenmagazin 1892 kürzlich einen Beitrag zu energieautarken Gebäuden, in einer früheren Nummer wurden Sie in Sachen Impulsberatung bezüglich erneuerbaren Heizens vorgestellt: Sind Sie der Nachhaltigkeitsguru von Pärli?

Marco Bachofner: Als Guru sehe ich mich ganz sicher nicht, vielleicht einfach als ersten Ansprechpartner. Das Thema Nachhaltigkeit wird selbstverständlich Teil der Herausforderungen unserer Branche bleiben. Und von da her ist es gut, dass wir eine ganze Reihe von Leuten im Team haben, die sich bei diesen Themen auskennen.

Daniel Wüthrich: Aber das mit dem Energieberater ist schon sehr gut, wir werden noch ganz viele Kesselsanierungen machen und einen ausgewiesenen Energieberater sucht man in den meisten Unternehmen vergebens.

René von Büren: Ich denke auch, das ist mehr und mehr ein Kriterium, ob sich ein Anbieter wie wir in Sachen Nachhaltigkeit auskennt, und da sind wir extrem gut positioniert.

«Als Nachhaltigkeitsguru sehe ich mich ganz sicher nicht!»

Marco Bachofner

Gabi Kilchenmann, Sie gehören der Firma seit über 20 Jahren an. Wie ist es für Sie, nun auch Miteigentümerin zu sein?

Gabi Kilchenmann: Also, man ist schon stolz. Es fühlt sich gut an. Aber eigentlich ist das vor allem auf dem Papier. Für mich ändert sich nicht viel. Ich bin seit Jahren in der GL und im Verwaltungsrat und ich habe das HR und die Finanzen immer schon so geführt, als stehe mein eigenes Geld auf dem Spiel. Pärli ist ein familiärer Betrieb und praktisch alle von uns identifizieren sich damit.

Dann ist es nicht so, dass jetzt die Finanzschraube angezogen wird?

Gabi Kilchenmann: Die war schon angezogen!

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Etwas ernstere Frage: Wie stellt sich die Situation im HR dar. Man hört viel von Fachkräftemangel, oder auch von der Generation Z?

René von Büren: Die Generation Z ist zum Teil bereits integriert und am Arbeiten, wir müssen uns mit der Generation Alpha beschäftigen! Die kommen jetzt in den Berufswahlprozess.

Daniel Wüthrich: Deshalb gehen wir ja auch in die Schulen, sind an den Lehrstellenbörse präsent, haben den Nachwuchstag organisiert. 2023 sind erneut drei Lernende bei uns gestartet, das ist super!

Gabi Kilchenmann: Auf jeden Fall ist es extrem wichtig, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber für alle bleiben. Bezüglich dieser ganz jungen Menschen müssen wir uns überlegen, wie und wo man sie abholt: Auf welchen Kanälen sind die unterwegs? Und wir müssen verstehen: Für die ist beispielsweise nicht nur einfach der Lohn wichtig, sondern auch die Atmosphäre am Arbeitsplatz, wie man miteinander umgeht. Die wollen wohl sein, eine gute Kultur erleben. Und da haben wir sehr wohl Trümpfe in der Hand. Auch sind wir ja immer mit der Zeit gegangen: Unsere Monteure sind mit dem Tablet unterwegs, erfassen ihre Stunden mit einer eigenen App.

«Die Finanzschraube war immer schon angezogen.»

Gabi Kilchenmann

Dann hat Pärli hat auch den Schritt in die digitale Welt geschafft?

René von Büren: Da würde ich nicht in Vergangenheit sprechen, das ist ein Prozess, der noch andauert. Digitalisierung und jetzt KI, die fünfte industrielle Revolution, das ist ein Tsunami, und wir stecken mitten drin. Aber es stimmt, wir haben den Anschluss keineswegs verpasst, arbeiten an unseren Systemen und Prozessen.

Gabi Kilchenmann: Und da müssen und wollen wir dranbleiben. Auch das ist Teil unserer Attraktivität als Arbeitgeberin. Natürlich neben unseren Werten, die wir ausnahmslos weiter aufrechterhalten wollen, ganz besonders denjenigen der Wertschätzung.

Der Führungswechsel steht also auch für Kontinuität?

Daniel Wüthrich: Unbedingt, ja. Biel ist so alt, unsere Dienstleistungen werden auch in 10 Jahren noch gefragt sein. Das Kerngeschäft bleibt und unsere Werte auch.

Marco Bachofner: Genau. Ein Wert wie Wertschätzung, den Gabi erwähnt hat, aber auch grundsätzlich dieses Familiäre, das ist wirklich extrem wichtig. Nicht nur weil es auch mal ein Grillfest gibt, man sich zum Feierabendbier trifft, sondern auch, weil draussen auf der Baustelle jeder jedem hilft. Das ist, wofür Pärli steht! Gleichzeitig werden wir weiterhin Trends im Auge behalten. Gebäudeautomation wird immer wichtiger und angesichts der Stromabhängigkeiten sind bivalente Anlagen derzeit gefragt. Vermutlich werden wir in Zukunft auch mehr Klimageräte installieren, die per Photovoltaik gespiesen, vor allem kühlen und im Winter auch ein bisschen heizen.

Rene von Büren: Jedenfalls sind wir für die Zukunft sehr gut aufgestellt. Unsere geschätzten Mitbewerber müssen sich warm anziehen. Pärli goes wild. And we’re ready!

«Wir sind extrem gut aufgestellt.»

René von Büren
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Interview: Jürg Freudiger
Bilder: Dirk Weiss